Bahn befürwortet Weltkulturerbe Bewerbung

Wie gestern bekannt wurde, befürwortet und unterstützt die Deutsche Bahn AG ausdrücklich die Bewerbung der Müngstener Brücke als neues Weltkulturerbe und möchte alle notwendigen Unterlagen kurzfristig bereit stellen. Die Unterstützung wurde seitens der Politik begrüßt.

Doch was heißt das für die Müngstener Brücke und die Strecke Wuppertal – Remscheid – Solingen genau? Hierzu ist maßgeblich, dass die IHK praktisch zeitgleich feststellte, dass Güterverkehr auf der Müngstener Brücke keine zwingende Notwendigkeit habe, da insgesamt nur fünf Remscheider Betriebe überhaupt noch den Güterverkehr nutzen, und dieser wie bereits seit November 2009 auch über Ronsdorf die Seestadt auf dem Berge erklimmen kann.

Sollte die Bewerbung zum Weltkulturerbe erfolgreich sein, hat das eine nicht zu unterschätzende touristische Anziehungskraft, doch zeigt der Bau der Waldschlösschenbrücke in Dresden, dass es rechtlich keinen Schutz für ein Weltkulturerbe gibt. Dieser muss auch politisch gewollt sein. Käme die Müngstener Brücke in den Status eines Weltkulturerbes, ist dies logischerweise mit Auflagen verbunden, die einen Neubau praktisch ausschließen.

Vergegenwärtigt man sich, dass die Bestrebungen der Sanierung, die dann auch mit Fördergeldern möglich sind, auf 25-30 Jahre angesetzt werden, so muss man auch feststellen, dass für diesen Zeitraum die Müngstener Brücke zu einem Nadelöhr der Strecke wird. Schon die Überquerung in einer Doppeltraktion ist heute nicht möglich, und es ist fraglich, ob man angesichts dieser künstlich geschaffenen Engpässe noch glaubhaft versichern kann den Schienenverkehr fördern zu wollen, unabhängig ob den Personen- oder den Güterverkehr.

Praktisch wird die Strecke über Remscheid mit einer Ernennung der Müngstener Brücke zum Weltkulturerbe wieder zu einer Stichstrecke, wenn hier nicht massiv Gelder in die Sanierung für eine Freigabe hoher Lasten gegeben wird. Auch Projekte wie die seit Jahrzehnten gewünschte Verlängerung der Linie S1 über Remscheid rückt somit in noch weitere Ferne. Die in der Vergangenheit zahlreich stattgefundenen Sonderfahrten blieben ausgeschlossen. Die Strecke wird in der Zukunft nichts anderes sehen, als leichten Personenverkehr. Aktuell kann nicht mal der Lint 41, der von der Firma Abellio ab Dezember 2013 die Strecke befahren soll, über die Brücke fahren.

Gleiches gilt natürlich auch für den Güterverkehr. Es ist nicht anzunehmen, dass sich hier je etwas in Richtung Schiene ändern wird. Zwar gibt es wohlgeformte Aussagen der IHK, man müsse die Verkehrs- und Transportsituation in die Zukunft denken, doch genau die wird gerade empfindlich verkompliziert, beschränkt sich die Bahn auf eine Sanierung hin zu einer Freigabe für den leichten Personenverkehr.

Unterdessen wurden erneut Stimmen aus der Politik laut, die sich klar gegen einen Beton-Neubau auf der Brücke aussprechen. Ob das dem Zugverkehr für Remscheid insgesamt wirklich zuträglich ist, darf bezweifelt werden, doch verständlich ist dieses Bekenntnis für die Müngstener Brücke als Aushängeschild und Anziehungspunkt allemal.

Was sagte Bauratsleiter Brewitt in seiner Rede zur Eröffnung der Müngstener Brücke doch treffend:

Dem Gemeinwohl zur Förderung
Dem Verkehr zur Erleichterung
Der Technik zur Anerkennung

Wie recht er hatte, und die Müngstener Brücke war vor allem eine nicht unpatriotisch flankierte Investition in die Zukunft der Bergischen Großstädte, das geht schon aus der Planung hervor. Man kann nicht wirklich behaupten, dass das heutige Ringen um die günstigste Lösung die Strecke fördert oder den Verkehr für die Zukunft erleichtern würde. Vollkommen selbstverständlich haben wir Errungenschaften unserer Vorfahren verbraucht und hinterlassen unseren Nachfahren den angefallenen Restmüll. Das geht als Forderung auch indirekt aus einer Pressemitteilung der IHK hervor.

Wir fordern die Deutsche Bahn deshalb auf, die Brücke in ihrer jetzigen Gestalt so zu sanieren, dass ihre maximale Lebensdauer erreicht und der Personenverkehr langfristig gesichert wird.

Wir generieren mit dem Weltkulturerbe noch mal Geld für die Instandhaltung für die nächsten Jahre, und in 30 Jahren darf sich die nächste Generation Gedanken machen. Hätten unsere Vorfahren diesen Ansatz gehabt, wir würden das Problem der Müngstener Brücke gar nicht haben weil sie nie gebaut worden wäre und würden heute höchstens mit der RME mit 15km/h über die Gerstau nach Remscheid tuckern.

Wirklich in die Zukunft gedacht, außer der eigenen, scheint die aktuelle Entwicklung jedenfalls nicht zu sein.


Links / Verweise
Bergische Entwicklungsagentur: Deutsche Bahn unterstützt Antrag zum Weltkulturerbe

Ein Kommentar

  1. Thomas Schürmann

    Mit der Bewerbung um das Weltkulturerbe muß soviel Geld frei gemacht werden, dass eine ursprüngliche und vollwertige Benutzung der Brücke wieder möglich gemacht wird.

    Mit einem Projekt, was Geld in maximal 30 weitere Nutzungsjahre steckt sollten sich Politik und Bürger nicht zufrieden geben.

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