Bereits einige Jahre bevor überhaupt mit den Bauarbeiten der Müngstener Brücke begonnen wurde, waren eifrige Verlage bemüht darin Rechte am Vertrieb von Postkarten zu erlangen, die die Müngstener Brücke als Motiv zeigen.
Das erste Ansinnen hatte historischen Unterlagen zufolge Otto Arns (Druckhaus Arns) aus Remscheid, indem er bereits am 27.06.1892 eine Zeichnungskopie der Müngstener Brücke bei der königlichen Eisenbahndirektion anfragte, um diese zu Zwecken der Vervielfältigung und für geschäftliche Werbung zu nutzen. Dem entgegnete die Eisenbahndirektion, die zu der Zeit andere Aufgaben zu lösen hatte natürlich entsprechend kurzatmig.
Dennoch vertrieb mit dem Elberfelder Verlag A. Riemer mindestens ein Verlag bereits Postkarten lange vor der Fertigstellung. In der langen Geschichte der Brücke wurden zuhauf Postkarten von ihr produziert, von denen ein Querschnitt historischer Karten hier einen Platz findet. Sie stammen, sofern nicht anders angegeben, aus der Sammlung von Michael Tettinger, Solingen.
Lithografie Ansichtskarte von 1907. Druckfehler: Kaiser Wilheim Brücke. Beschriftung: Gruß aus Müngsten a. d. Wupper
Ansichtskarte von 1909, Verlag Max Biegel Elberfeld. Text: Das Bergische Land – Kaiser Wilhelm Brücke. Technische Daten
Postkarte von 1910, Verlag v. Fr. W. Goosses Remscheid. Zu sehen die Müngstener Brücke sowie Schloss Küppelstein. Beschriftung: Müngsten Kaiser Wilhelm-Brücke, Technische Daten
Ansichtskarte gelaufen am 12.04.1908, Verlag und / oder Zeichner Ottmar Zieher, München. Text: Kaiser-Wilhelmbrücke bei Müngsten.Brücke mit Schriftzug und Krone, Motiv mit Diederichstempel und Schloss Küppelstein
Blick auf die Müngstener Brücke, Diederichstempel, Schloss Küppelstein. Verlag Max Wipperling Elberfeld, Nr. 265. Gelaufen 21.09.1906. Text: Müngsten a. d. Wupper Kaiser Wilhelm Brücke
Beliebtes Postkartenmotiv der Müngstener Brücke mit Diederichstempel, gelaufen 15.09.1922. Verlag Max Wipperling Elberfeld. Text: Kaiser-Wilhelm-Brücke an der Wupper und Diederichs-Tempel
Postkarte der Müngstener Brücke vom Wupperufer mit Anschlagkotten. Gelaufen 1900. Beschriftung: Kaiser Wilhelmbrücke b. Müngsten a. d. Wupper, Verlag W. Fülle Barmen
Postkarte aus 1894, Deutschlands höchste Brücke: Die im Bau befindliche Brücke über das Wupperthal bei Müngsten. Verlag A. Riemer Elberfeld 1894
Ungelaufene Postkarte aus dem Verlag Wilhelm Fülle, Wuppertal-Barmen Nr. 56794. Datierung nach 1929. Beschriftung: Deutschlands höchste Brücke bei Müngsten, Technische Daten
Sicht auf die Müngstener Brücke vom Wupperufer. Verlag Wilhelm Fülle Barmen. Beschriftung: Bergisch Land Kaiser Wilhelm – Brücke in Müngsten. Gelaufen 1926
Ansichtskarte von 1897. Deutschlands höchste Brücke, Gruß aus dem Bergischen Lande, Technische Daten Thalbrücke bei Müngsten (Rheinl.), Verlag A Riemer Elberfeld 1897
Zeichnung um 1900 1922 der Müngstener Brücke, perspektivisch aus Küppelstein. Beschriftung: Bergisch Land – Kaiser Wilhelm Brücke. Postkarte von Wilhelm Fülle, G.m.b.H., Barmen, Nr. 50635/37
Postkarte Müngstener Brücke mit Diederichstempel. Gelaufen 1913. Verlag Max Wipperling, Elberfeld Text: Müngsten a.d. Wupper Kaiser Wilhelm Brücke
Sonderfahrt über die Müngstener Brücke. Postkarte Verlag Max Biegel, ohne Beschriftung. Gelaufen 1957
Postkarte aus dem Verlag Max Wipperling Elberfeld Nr. 1606. Gelaufen am 29.07.1908. Motiv vom Wupperufer aufgenommen, ohne Beschriftung
Stimmungsvolle Zeichnung der Brücke mit Diederichstempel und Zug. Niems Postkarten-Verlag, Elberfeld. Vmtl. 1921. Beschriftung: Berg. Land, Riesenbrücke Müngsten, Technische Daten
Postkarte aus 1901. Zu sehen ist die gezeichnete Müngstener Brücke mit Schloss Küppelstein. Beschriftung: Gruss aus Müngsten a.d. Wupper sowie Technische Daten der Müngstener Brücke
Postkarte des Verlags Max Wipperling Elberfeld. Gelaufen am 7.6.1914. Beschriftung: Müngsten a.d. Wupper Kaiser-Wilhelm-Brücke
Postkarte gelaufen 1930, Niem’s Postkartenverlag Wuppertal. Beschriftung: Bergisches Land. Riesenbrücke mit Schloss Küppelstein
Gruß aus Schaberg bei Solingen. Zeichnung zwischen 1900 & 1905. Postkarte von Verlag Rudolf Blasberg mit Hinweis auf Restauration in Schaberg.
Ein (gemalter) Zug überquert die Müngstener Brücke von Remscheid nach Solingen. Text: Berg. Land. Riesenbrücke Müngsten, Höhe 107m, Länge 488m
Restauration: Armin Gerhardts
Die frühen Photoshopper: Produzenten von Postkarten
Der Umgang mit historischen Postkarten sollte immer mit Vorsicht genossen werden, selbst wenn es sich augenscheinlich um eine Kopie handelt. So wird seit jeher für eine gute Postkarte das eigentliche Motiv verfälscht, oder sagen wir idealisiert. Es werden Dinge hinzugedichtet oder weggelassen, weil es natürlich im Interesse des Postkartenproduzenten liegt, dass seine Karte auch gekauft wird. Dafür wird die Szenerie dann gerne etwas hübscher, dramatischer oder sensationslüsterner dargestellt, als sie tatsächlich ist oder war.
Wenn die historische Postkarte Legenden bildet
Doppeldecker Flugzeug durchquert den Bogen der Müngstener Brücke.
Es gab mal einen Versuch, bei dem man einem Probanden eingeredet hat, er hätte in Kindertagen einen Flug mit dem Heißluftballon gemacht, der in Wirklichkeit aber nie stattfand. Mit einem gefälschten Familien-Fotoalbum sollte der Erinnerung auf die Sprünge geholfen werden und tatsächlich: Er erinnerte sich an immer mehr Details seines nie stattgefundenen Flugs.
Dies kann man immer wieder auch dank Postkarten beobachten. So ist mir seit Kindertagen die Legende bekannt, ein Flugzeug wäre mal unterhalb des Bogens durch die Brücke geflogen. Mitunter wird das noch vermischt mit dem tatsächlichen Angriff eines britischen Jägers auf die Brücke. Tatsächlich fand diese Unterquerung der Brücke aber nie statt. Es ist die Postkarte des Verlag Gebr. Hessmer Solingen, die dafür verantwortlich ist. Sie zeigt diese Szene und es ist ins Bewusstsein derer gerückt, die das Motiv kennen.
Ein weiteres prägnantes Beispiel sind die Springbrunnen in der Remscheider Talsperre. Sie hat es dort nie gegeben, sondern befanden sich im nachgelagerten Schwanenteich, wie der Volksmund sagt. Dennoch war immer wieder zu hören, wie schön es dort früher war mit dem meterhohen Springbrunnen in der Talsperre.