Ausschreibung zur Umsetzung der Müngstener Brücke

Die Eisenbahndirektion Elberfeld plante die Müngstener Brücke als Bogenbrücke über das Tal der Wupper zu errichten. Hierfür legte sie 1889 dem preußischen Eisenbahnministerium in Berlin einen Entwurf vor. Wie man heute weiß, weicht die realisierte Brücke nur wenig von diesem Entwurf ab.

Entwurf einer Bogenbrücke
Entwurf einer Bogenbrücke der Kgl. Eisenbahndirektion Elberfeld

Das Eisenbahnministerium in Berlin hätte jedoch lieber eine Gerüstbrücke über Müngsten spannen wollen. Dies stoß aus technischen und nicht zuletzt auch aus ästhetischen Gründen auf Gegenwehr aus Elberfeld. Schließlich ordnete das Ministerium in Berlin eine Ausarbeitung verschiedener Vorlagen an. Bei den Erwägungen spielten neben den Kosten auch ganz praktische Gründe eine Rolle, wie z.B. die Bauzeit, die Lebensdauer, die Wartungsintensität usw..

Die Entwürfe zur Ausschreibung

Vier im damaligen Kaiserreich renommierte Firmen, welche sich auch mit Brückenbau beschäftigten, wurden vom Eisenbahnministerium in Berlin Ende 1891 eingeladen entsprechende Angebote für die einzelnen Entwürfe zu unterbreiten. Diese Firmen waren:

  • Maschinenbau Augsburg Nürnberg (MAN)
  • J.C. Harkort Eisenindustrie AG Duisburg
  • Gutehoffnungshütte Oberhausen
  • Union AG Dortmund
Union AG aus Dortmund lehnte die Ausschreibung direkt ab, da anderweitiger Projekte einer Planung der Müngstener Brücke im Wege standen. Ohnehin sah man in Dortmund ein, dass sie sich mit diesem Projekt leicht hätten verheben können.

Ausschreibung der Müngstener Brücke als Gerüstbrücke

Enwurf einer Gerüstbrücke
Entwurf einer Gerüstbrücke der Kgl. Eisenbahndirektion Elberfeld

Die Gutehoffnungshütte aus Oberhausen legte ihrerseits ein Angebot für die Errichtung der Müngstener Brücke als Gerüstbrücke vor, welche nur wenig von dem ursprünglichem Entwurf der Eisenbahndirektion Elberfeld abwich. Lediglich die Gerüstbrücken wurden insofern geändert, als dass Bremskräfte auf der Brücke nun von jedem Pfeiler aufgenommen werden konnten. Dies wurde durch die Einhängung der Gerüstbrücken an zusätzlichen Gelenklagern erreicht. Der Preis der Gutehoffnungshütte belief sich auf 2.538.968,72 RM inkl. Erd- und Mauerarbeiten.

Ausschreibung der Müngstener Brücke als Auslegerbrücke

Entwurf einer Auslegerbrücke
Entwurf einer Auslegerbrücke der kgl. Eisenbahndirektion Elberfeld

Der Entwurf der Auslegerbrücke durch die Eisenbahndirektion Elberfeld war bereits fertig festgelegt und berechnet, es fehlte hier also nur noch ein Preis und Zeitrahmen. Der Auslegerbrücke hat sich J.C. Harkort Eisenindustrie Duisburg angenommen und dafür am 28.7.1892 ein Angebot vorgelegt, welches aufgrund der Größe des Bauvorhabens und der Schwankung der Materialkosten nur mit einer Gültigkeit von vier Wochen ausgegeben wurde. 5300 Tonnen sollte sie schwer werden und 2.240.595,92 RM kosten.

Der Preis gilt für die fertig aufgestellte Brücke, die Eisenteile gereinigt, geölt und einmal im Werk angestrichen, jedoch ohne Transport ab Waggon Solingen bis zur Baustelle.

Harkort wollte also nur bis Bahnhof Solingen-Süd liefern. Dies war zu der Zeit insofern umsichtig, als das der weitere Transport zu der Zeit nur ohne Eisenbahn zur Baustelle erfolgen konnte, da die Strecke nach Schaberg erst einige Jahre später fertig gestellt wurde.

Zu den Kosten für die Brücke kamen noch rund 456.000 RM für Erd- und Mauerarbeiten, für die Harkort einen Kostenvoranschlag der Firma Kiefer vorlegte. Damit belief sich die Gesamtsumme des Kostenvoranschlags einer Auslegerbrücke auf 2.697.111,82RM.

Entwurf der Müngstener Brücke als Bogenbrücke

Entwurf von MAN
Entwurf einer Bogenbrücke von MAN

Den Unterlagen der Einladung lagen alle Entwürfe für die verschiedenen Brückentypen bereits vor, bis auf eine: die von der Eisenbahndirektion Elberfeld favorisierte Bogenbrücke. Den Entwurf behielt man „zur weiteren Untersuchung“ im Ministerium ein. In Augsburg entschied man sich bei MAN dennoch für den schwierigeren Weg und erstellte zunächst den Entwurf selbst und lag dafür ein Angebot vor. Dies war abseits aller technischer Begebenheiten vor allem ein psychologischer Vorteil, favorisierte die königliche Eisenbahndirektion selbst doch auch genau diesen Bautyp. Ob MAN davon Kenntnis hatte, ist nicht überliefert. Schließlich sollte MAN auch tatsächlich den Zuschlag bekommen für die Errichtung der Müngstener Brücke als Bogenbrücke für eine stolze aber für das Projekt absolut konkurrenzfähige Summe von 2.121.607,29 RM im Kostenvoranschlag.

Möglich wurde dies, weil MAN die Brücke und insbesondere den Brückenbogen im sogenannten „freien Vorbau“ plante, was damals revolutionär war und schließlich erhebliche Kosten einsparte.

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Ein Kommentar

  1. Ich wüsste gern, wie groß der Höhenunterschied zwischen den beiden Endpunkten der Brücke ist?

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